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Wegkapelle, Bachhagel
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Wegkapelle
Siegfried und Elfriede Denzel Stiftung

Das Projekt Sieben Kapellen der Siegfried und Elfriede Denzel Stiftung
und die Wegkapelle von Frank Lattke

Dr. Peter Fassl

2016 errichtete der Wertinger Unternehmer Siegfried Denzel mit seiner Ehefrau die Siegfried und Elfriede Denzel Stiftung mit dem Zweck, Kunst, Geschichte, Kirche, Religion und Kultur zu fördern. In Gesprächen mit dem Stifter entwickelte im Februar 2017 Dr. Peter Fassl, Bezirksheimatpfleger und stv. Vorsitzender der Stiftung, das Projekt Sieben Kapellen. Nach den Kapellen von Hans Engel, Wilhelm Huber und John Pawson ist die Wegkapelle von Frank Lattke der vierte realisierte Bau.

Die Siegfried und Elfriede Denzel Stiftung will mit Schwerpunkt im Landkreis Dillingen an den neu entstandenen Radwegen sieben Wegkapellen errichten. Dem Wegenetz der früheren Zeit gaben religiöse Zeichen Maß und Orientierung. Diese geistliche Kartierung war Anregung für das Projekt Sieben Kapellen. Die Radwege werden durch die Elektromobilität an Bedeutung gewinnen.

An ausgewählten Orten an den Radwegen soll ein neues Zeichensystem entstehen, das den Radfahrer zum Halten, Rasten und zur Besinnung einlädt und Schutz bietet.

Die Zahl sieben ist in der jüdisch-christlichen Tradition vielfach vorhanden (Schöpfung, Tugenden, Geistesgaben) und mag inhaltliche Anregungen geben. Die sieben Kapellen wollen eine Landmarke setzen und ein architektonisches Zeichen in der Landschaft bilden, das die Tradition des Kapellenbaus in zeitgenössischer Gestaltung weiterentwickelt.

Da die Stiftung aus einem Holzunternehmen entstanden ist, sollen die Kapellen aus Holz errichtet werden. Das Projekt Sieben Kapellen soll nachhaltig, dauerhaft, reparaturfreundlich und (da im Außenbereich) pflegeleicht sein. Die Kosten für den Bau, die Pflege und den Unterhalt der Kapelle trägt die Stiftung. Die Stiftung konnte für den Bau der Kapellen folgende Architekten gewinnen: Hans Engel/Augsburg, Wilhelm Huber/Betzigau, Alen Jasarevic/Mering, Frank Lattke/Augsburg, Prof. Christoph Mäckler/Frankfurt a.M., Prof. Volker Staab/Berlin, John Pawson/London.

Die Wegkapelle von Frank Lattke mit einer Grundfläche von 4,80 m x 4,80 m und einer Höhe von 7,30 m steht markant in freier Landschaft, in einer Weggabelung am Radweg von Oberbechingen nach Dattenhausen. Sie scheint durch die unterschiedlichen Fassaden und die Höhe des Dachfirstes in Bewegung zu sein. Im Innern kommt man zur Ruhe, der Blick richtet sich auf das Kreuz im Licht. Hell und Dunkel modellieren den Raum, dessen Holzmaterialität alle Sinne umfängt. Ein Innen das birgt, Konzentration ermöglicht und die Landschaft ausschnitthaft zeigt.

Projektebeschreibung
Frank Lattke

Der Ort
Ein leicht geneigter nach Nordwesten fallender Hang, am Fuße das Dattenhauser Ried, eine Weggabelung am Radweg zwischen Oberbechingen und Wittislingen. Die Ausläufer der Schwäbischen Alb in der Ferne sorgen für bizarre Wolkenformationen. Der Blick ist weit, die Landschaft offen und frei. In der Ferne erzählen die hohen Türme der barocken Kirchen von den Dörfern, die sich in die sanfte Topografie der Landschaft schmiegen.

Der Radweg von Oberbechingen verläuft parallel zu den Höhenlinien des Hanges und fällt leicht ab nach Wittislingen. Verdeckt durch die Topografie und die hohen Maisfelder ist der Standort der Kapelle von Oberbechingen aus nicht wahrnehmbar. Das spitze Bauwerk steht selbstbewusst an der Gabelung, an der es hinunter geht ins Ried, ein geschütztes Paradies für Amphibien und Vögel.

Das Bauwerk
Die Kapelle ist ein Ort der Kontemplation in der Weite der Landschaft, die im Kontrast der Enge der Raumerfahrung deutlich wird. Der quadratische Raum wird überspannt von einem steilen hohen Sparrendach, das über der Diagonalen tief nach unten fällt. Der Blick durch das Stabwerk der nach innen verschwenkten Wand lässt den Innenraum erahnen. Der Eingang leitet vom Niedrigen ins Hohe, der First über der Diagonalen trägt die Richtung des Raumes. Innen fällt sanftes Seitenlicht über hohe Fensterschlitze, Kerzenschimmer und ein Kreuz. Das christliche Zeichen, das Weihwasserbecken und der Kerzenständer sind aus brüniertem und gebürstetem Tombakblech, einer hoch kupferhaltige Messinglegierung. Das Holzständerwerk, die unbehandelte Brettschalung und der Hirnholzboden sind aus heimischer Fichte. Die Schwalbenschwanzverbindung der Stäbe ist präzise maschinell hergestellt. Das Bauwerk ist ein Zeichen zeitgemäßer handwerklicher Baukunst, die auf ehrliche Weise die Art ihrer Herstellung erzählt.

Die Wegkapelle wächst in die Landschaft
Ende September 2019 wurde die Kapelle eingeweiht. Knapp 2 Jahre später hat das Bauwerk den beabsichtigten optischen Zustand erreicht.

Die Oberfläche der Außenwände und des steilen Dachs sind mit einer Wechselfalzschalung aus feingesägten Fichtenbrettern bekleidet, die nun silbergrau erscheinen. Die Schalung ist auf allen Seiten gealtert, das Lignin der oberen Holzschicht ist ausgewaschen und die Sonne bleicht die stehengebliebene Cellulose. Dieser Vorgang schädigt das Holz nicht.

Da die Fassade keine Vor- oder Rücksprünge hat und auch das schmale Dachrandprofil die Bewitterung nicht stört, hat sich die Oberfläche gleichmäßig verändert. Selbst auf der steilen Dachfläche bieten die durchgehenden Bretter einen robusten Wetterschutz. Die Kapelle ist nun angekommen in der sanft hügligen Landschaft zwischen Oberbechingen und Wittislingen.

Architektur
Lattke Architekten, Augsburg
Dipl.-Ing. Frank Lattke, Architekt BDA, Dipl.-Ing. Haoren Wang

Tragwerksplanung
IngPunkt Ingenieurgesellschaft für das Bauwesen mbH, M.sc. Michael Buchner

Kreuz
Mag. art. Gerold M. Sauter

Aufmaß
Fabplus GmbH, Dipl.-Ing. Thomas Weber

Rohbau
Krätz-Bau GmbH & Co. KG, Jörg Schäble

Projektfotografie
Eckhart Matthäus Fotografie

Wegkapelle, Bachhagel
Wegkapelle, Bachhagel
Wegkapelle, Bachhagel
Wegkapelle, Bachhagel
Wegkapelle, Bachhagel